Das menschliche Gehör hat sich im Laufe der Evolution entwickelt, um den Anforderungen des Überlebens in einer sich ständig verändernden Umwelt gerecht zu werden. Frühe Säugetiere, aus denen wir uns entwickelt haben, hatten einfache Ohren, die hauptsächlich zur Erkennung von Nahrungsquellen und Feinden genutzt wurden. Im Laufe der Zeit entwickelten sich die Ohren, um sich an die unterschiedlichen Anforderungen anzupassen, die mit der Entwicklung von Säugetieren und ihrer Umwelt einhergingen.
Ein bedeutender Schritt in der Evolution des Gehörs war die Entwicklung eines Mittelohrs mit Trommelfell und Gehörknöchelchen. Dies ermöglichte es Säugetieren, Schallwellen besser aufzunehmen und zu verarbeiten. Später wurden die Ohren komplexer und entwickelten sich weiter zu denjenigen, die wir heute haben. Unser Gehör ist so ausgelegt, dass es die Tonhöhe, Lautstärke und Klangfarbe von Geräuschen analysieren und interpretieren kann, was es uns ermöglicht, Sprache und andere komplexe Signale zu verstehen.
Insgesamt hat sich das menschliche Gehör im Laufe der Evolution immer weiterentwickelt und angepasst, um uns dabei zu helfen, in unserer Umgebung zu navigieren, potenzielle Gefahren zu erkennen und zu kommunizieren.
Die Evolution der menschlichen Sprache ist ein komplexer Prozess, der über viele Jahrtausende hinweg stattgefunden hat. Die Wurzeln der Sprache können bis zu unseren Vorfahren, den Hominiden, zurückverfolgt werden, die bereits komplexe kommunikative Fähigkeiten hatten.
Während der Evolution wurden unsere Vorfahren mit immer komplexeren sozialen Situationen konfrontiert, was dazu führte, dass ihre Sprachfähigkeiten sich weiterentwickelten. Ein wichtiger Schritt in der Entwicklung der menschlichen Sprache war die Entwicklung des anatomischen Apparats, der zur Sprachproduktion notwendig ist, wie zum Beispiel die Veränderungen im Kehlkopf und die Vergrößerung des Gehirns, das für die Sprachverarbeitung zuständig ist.
Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Entstehung der menschlichen Sprache war die Notwendigkeit, komplexe soziale Strukturen aufrechtzuerhalten. Die Sprache ermöglichte es, komplexere soziale Interaktionen zu haben, wie zum Beispiel das Teilen von Wissen und Fertigkeiten oder die Koordination von Gruppenaktivitäten.
Im Laufe der Zeit hat sich die menschliche Sprache immer weiterentwickelt und verfeinert, um den vielfältigen Bedürfnissen der Menschen gerecht zu werden. Heute ist die Sprache ein wesentliches Merkmal unserer Kultur und ermöglicht uns, komplexe Informationen auszutauschen und unsere Gedanken und Emotionen auszudrücken.
Spracherwerb
Der Spracherwerb bei Neugeborenen ist ein komplexer Prozess, der von biologischen und sozialen Faktoren beeinflusst wird. Im Gehirn eines Neugeborenen gibt es spezielle Regionen, die für die Sprachverarbeitung zuständig sind und im Laufe der ersten Lebensjahre entwickelt werden müssen, um Sprachinformationen effektiv zu verarbeiten. Säuglinge beginnen bereits in den ersten Lebenswochen damit, Sprache zu hören und zu erkennen, und können die Klänge ihrer Muttersprache von anderen Sprachen unterscheiden. Durch neuronale Aktivität im Gehirn und «Babbeln» beginnen sie, die Klänge und Muster der Sprache nachzuahmen und zu verstehen. Im Alter von 12 bis 18 Monaten beginnen sie, ihre ersten Wörter zu sprechen und die Bedeutung von Sprache zu verstehen.
Beginnen wir mir dem anatomischen Überblick über die Hörverarbeitung des menschlichen Ohres:
Das Ohr besteht aus drei Teilen: dem Außenohr, dem Mittelohr und dem Innenohr. Das Außenohr besteht aus der Ohrmuschel und dem äußeren Gehörgang, der Schallwellen aufnimmt und zum Trommelfell leitet. Das Mittelohr ist ein kleiner Hohlraum, der das Trommelfell und die Gehörknöchelchen (Hammer, Amboss und Steigbügel) enthält. Diese bewegen sich, wenn Schallwellen auf das Trommelfell treffen, und leiten sie zum Innenohr weiter.
Das Innenohr besteht aus dem knöchernen Labyrinth und dem membranösen Labyrinth. Im membranösen Labyrinth befindet sich die Hörschnecke (Cochlea), die für die Umwandlung von Schallwellen in elektrische Signale verantwortlich ist. In der Cochlea sind Haarzellen vorhanden, die durch die Bewegungen der Schallwellen stimuliert werden und elektrische Signale an den Hörnerv senden.
Der Hörnerv ist ein Teil des Hörwegs, der die elektrischen Signale vom Innenohr zum Gehirn transportiert. Das Gehirn verarbeitet dann diese Signale und interpretiert sie als Töne und Geräusche, die wir hören können.
Als Hals-Nasen-Ohrenarzt ist es wichtig, die Funktion jedes Teils des Ohres zu verstehen, um Störungen und Erkrankungen des Hörvermögens diagnostizieren und behandeln zu können. Probleme im Außenohr, wie zum Beispiel Verstopfungen oder Infektionen, können die Übertragung von Schallwellen beeinträchtigen. Störungen im Mittelohr, wie zum Beispiel Flüssigkeitsansammlungen oder Schäden an den Gehörknöchelchen, können zu Schwerhörigkeit führen. Und Probleme im Innenohr, wie zum Beispiel Hörverlust oder Tinnitus, können durch Schäden an den Haarzellen oder anderen Strukturen im Innenohr verursacht werden.
Hypakusis
Schwerhörigkeit ist eine Hörbeeinträchtigung, die unterschiedliche Ursachen haben kann. Sie kann angeboren oder erworben sein und tritt in verschiedenen Schweregraden auf. Menschen mit Schwerhörigkeit haben Schwierigkeiten, Geräusche und Stimmen zu hören, was ihre Kommunikation und Interaktion mit Anderen beeinträchtigen kann.
Die Behandlung von Schwerhörigkeit hängt von der Ursache und dem Schweregrad ab. Es gibt verschiedene Methoden zur Behandlung von Schwerhörigkeit, darunter:
Wahrnehmungsstörungen
Hyperakusis und Tinnitus können mit einer Schwerhörigkeit zusammenhängen, da alle drei Zustände auf Störungen im Gehörsystem zurückzuführen sind.
Hyperakusis ist eine Störung, bei der der Betroffene empfindlicher auf Geräusche reagiert als normal. Eine Schwerhörigkeit kann dazu führen, dass das Gehör überempfindlich wird, um den Verlust von Schallinformationen auszugleichen. Das Gehirn versucht dann, fehlende Informationen zu kompensieren, indem es empfindlicher auf Geräusche reagiert, was zu Hyperakusis führen kann.
Tinnitus ist ein Ohrgeräusch, das als Klingeln, Summen, Rauschen oder Pfeifen beschrieben werden kann. Eine Schwerhörigkeit kann auch Tinnitus verursachen, da das Gehirn versucht, den Verlust von Schallinformationen auszugleichen. Wenn das Gehirn versucht, den fehlenden Schall zu kompensieren, kann es zu einer Überaktivität der Hörnerven kommen, die Tinnitus verursacht. In einigen Fällen können Schwerhörigkeit, Hyperakusis und Tinnitus alle gleichzeitig auftreten.
Prävalenz
Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind weltweit mehr als 10% der Bevölkerung von Schwerhörigkeit betroffen, was etwa 500 Millionen Menschen entspricht. Die tatsächliche Schätzung von an Hörminderung betroffenen Menschen könnten bis zu 30% liegen, was etwa 1,5 Milliarden Menschen entsprechen würde. Die Prävalenz von Tinnitus ist schwieriger zu bestimmen, da es sich um eine subjektive Erfahrung handelt. Schätzungen zufolge leiden jedoch etwa 15% der Bevölkerung unter Tinnitus, was weltweit etwa 700 Millionen Menschen entspricht.
Hyperakusis ist eine seltene Störung, daher gibt es keine zuverlässigen Schätzungen zur Prävalenz. Es wird jedoch angenommen, dass etwa 5% der Bevölkerung davon betroffen sein können.
Kommen wir zur Neurologie und dem Überblick darüber, wie das Gehirn aus den empfangenen Schallwellen letztendlich das Verständnis von Sprache und Klängen ermöglicht.
Wenn Schallwellen durch das Ohr empfangen werden, wandeln die Haarzellen im Innenohr sie in elektrische Signale um. Diese Signale werden vom Hörnerv zum Gehirn weitergeleitet und im auditorischen Cortex, dem Gehirnareal für das Hören, verarbeitet. Im auditorischen Cortex werden die elektrischen Signale in neuronale Muster umgewandelt, die dann von anderen Gehirnarealen interpretiert werden. Diese Muster enthalten Informationen über die Tonhöhe, Lautstärke, Klangfarbe und zeitliche Struktur des Schallsignals.
Um die Bedeutung von Sprache oder anderen Klängen zu verstehen, werden diese Muster von verschiedenen Gehirnregionen weiterverarbeitet. Hierbei spielen auch kognitive Faktoren wie Aufmerksamkeit, Erinnerung, Spracherkennung, Grammatik und semantische Verarbeitung eine Rolle.
Die Fähigkeit, Sprache zu verstehen, ist ein komplexer Prozess, der eine intakte Funktion der verschiedenen Gehirnregionen erfordert. Störungen in diesen Regionen können zu Sprachstörungen wie Aphasie oder Hörverständnisproblemen führen.
Hier spielt die Musik
Die Verarbeitung von Musik und Sprache im Gehirn ist ein komplexer Prozess, der verschiedene Hirnregionen involviert. Beide werden im sogenannten «linken Sprachnetzwerk» verarbeitet, das aus dem Broca- und dem Wernicke-Areal besteht.
Beim Sprachverständnis empfängt das Gehirn die akustischen Signale über die Gehörgänge und leitet diese Informationen an das Heschl’sche Gyrus weiter, wo sie in phonetische Merkmale zerlegt werden. Diese Informationen werden dann über den sogenannten ventralen Pfad zum Wernicke-Areal geleitet, wo die Semantik, also die Bedeutung der Sprache, verarbeitet wird. Anschließend wird die Verarbeitung über den dorsalen Pfad zum Broca-Areal weitergeleitet, das für die Produktion von Sprache zuständig ist.
Bei der Verarbeitung von Musik sind ähnliche Prozesse im Gehirn beteiligt, jedoch in spezialisierten Hirnregionen. Die akustischen Signale werden über den Heschl’schen Gyrus weitergeleitet, wo sie in Tonhöhen, Rhythmus und Klangfarben zerlegt werden. Anschließend werden diese Informationen über den ventralen Pfad in den Temporoparietalen Übergangsbereich geleitet, wo die Verarbeitung von Melodien und Harmonien stattfindet. Der präfrontale Kortex und das limbische System sind für die emotionalen Aspekte der Musikverarbeitung verantwortlich.
Es gibt auch einige Hirnregionen, die sowohl bei der Verarbeitung von Musik als auch von Sprache aktiv sind, wie zum Beispiel der superior-temporale Sulcus und der inferiore frontale Gyrus. Diese Regionen sind wichtig für die Verarbeitung von Syntax und Prosodie.
Kognition und Schwerhörigkeit
Es gibt eine starke Verbindung zwischen Schwerhörigkeit und kognitiven Störungen, einschließlich Demenz, leichten kognitiven Beeinträchtigungen (MCI), Gedächtnisproblemen, auditiver Verarbeitungsstörung (AVWS), psychischen Problemen und Depressionen sowie reduzierter Reaktionszeit.
Die Schwerhörigkeit kann dazu führen, dass das Gehirn Schwierigkeiten hat, Sprache und andere wichtige Audiosignale zu verarbeiten. Wenn das Gehirn aufgrund von Schwerhörigkeit weniger akustische Informationen erhält, kann es dazu neigen, weniger effektiv zu arbeiten. Eine schlechte Verarbeitung von akustischen Signalen kann zu einer Überforderung des Gehirns führen, was langfristig zu kognitiven Beeinträchtigungen führen kann.
Studien haben gezeigt, dass Menschen mit Schwerhörigkeit ein höheres Risiko haben, an Demenz und MCI zu erkranken als Menschen mit normalem Hörvermögen. Es wurde auch festgestellt, dass Schwerhörigkeit Gedächtnisprobleme verschlimmern kann und zu einer schlechteren kognitiven Leistung führt.
AVWS ist eine weitere Störung, die häufig mit Schwerhörigkeit zusammenhängt. Menschen mit AVWS haben Schwierigkeiten, Sprache und andere Geräusche zu verarbeiten, selbst wenn sie in ruhigen Umgebungen sind. Dies kann dazu führen, dass sie Schwierigkeiten haben, wichtige Informationen zu verstehen und sich zu erinnern.
Darüber hinaus haben Studien gezeigt, dass Schwerhörigkeit auch mit psychischen Problemen und Depressionen verbunden sein kann. Menschen mit Schwerhörigkeit können sich isoliert und ausgeschlossen fühlen, was zu sozialen und psychischen Problemen führen kann.
Reduzierte Reaktionszeit ist ein weiteres Problem, das mit Schwerhörigkeit verbunden sein kann. Wenn die auditive Verarbeitung gestört ist, kann dies zu einer verzögerten Reaktionszeit führen, was insbesondere bei gefährlichen Situationen ein Risiko darstellt.
Insgesamt zeigt sich, dass Schwerhörigkeit ein Risikofaktor für verschiedene kognitive Beeinträchtigungen sein kann. Es ist wichtig, Schwerhörigkeit frühzeitig zu diagnostizieren und zu behandeln, um kognitive Probleme zu vermeiden oder zu verringern.
Studien
Als leitender Ingenieur des KOJ Hearing Research Centers betont Dipl.-Ing. Jan-Patric Schmid die Bedeutung der KOJ® Gehörtherapie als umfassende und wirkungsvolle Methode zur Hörrehabilitation bei verschiedenen Beeinträchtigungen der Hörfunktion, wie Schwerhörigkeit, Tinnitus und Hyperakusis. Diese Therapie kombiniert verschiedene Ansätze, darunter Gehörmessungen, kognitives Gehörtraining und systematische Hörgeräteanpassung, um individuelle Bedürfnisse und Herausforderungen zu berücksichtigen und eine optimale Verbesserung des Hörvermögens zu erreichen.
Die Gehörmessungen bilden die Basis für eine genaue Diagnose und eine gezielte Therapie. Durch eine umfassende Analyse des Hörvermögens und der Hörprozesse können spezifische Defizite und Probleme identifiziert werden. Auf dieser Grundlage wird dann ein individueller Therapieplan erstellt, der auf die spezifischen Bedürfnisse und Anforderungen des Patienten abgestimmt ist.
Das kognitive Gehörtraining ist ein wichtiger Bestandteil der KOJ® Gehörtherapie und zielt darauf ab, die kognitiven Fähigkeiten zu verbessern, die für das Verstehen von Sprache und die Verarbeitung von auditiven Informationen notwendig sind. Durch gezielte Übungen und Trainingsprogramme werden die Fähigkeiten des Gehirns gestärkt, komplexe Hörprozesse effektiver zu verarbeiten und somit das Hörvermögen zu verbessern.
Schließlich wird die systematische Hörgeräteanpassung verwendet, um die bestmögliche akustische Unterstützung zu bieten und die spezifischen Bedürfnisse des Patienten zu berücksichtigen. Die Hörgeräte werden individuell angepasst und eingestellt, um eine optimale Hörleistung zu gewährleisten und den Patienten dabei zu helfen, wieder besser zu hören und sich in sozialen Situationen besser zurechtzufinden.
Insgesamt bietet die KOJ® Gehörtherapie eine umfassende und wirksame Methode zur Hörrehabilitation, die auf individuelle Bedürfnisse und Herausforderungen zugeschnitten ist. Durch die Kombination von Gehörmessungen, kognitivem Gehörtraining und systematischer Hörgeräteanpassung kann die Therapie einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität von Menschen mit Hörbeeinträchtigungen leisten.
Der DiCoDi ist eine tabletbasierte neuropsychologische Testbatterie für Menschen mit Hörverlust und derzeit für Menschen, die älter als 50 sind, bestehend aus sieben Subtests sowie einer Selbsteinschätzung kognitiver Fähigkeiten und depressiver Symptome. Die Durchführungszeit beträgt ca. 30 Minuten, wobei alle Items ausschliesslich visuell und in ausreichender Grösse dargeboten werden. Die Auswertung erfolgt unmittelbar computerbasiert.
Vorteile des DiCoDi gegenüber herkömmlichen kognitiven Verfahren sind die einfache und schnelle Durchführbarkeit sowie die automatische computerbasierte Auswertung, wodurch an Zeit und Personal gespart werden kann. Zudem wird innerhalb von 30 Minuten eine Vielfalt an kognitiven Funktionen (u. a. Aufmerksamkeit, visuell-räumliche Funktionen und Zeitgefühl) überprüft, wodurch eine umfassende Einschätzung des kognitiven Status ermöglicht wird. Die Subtests basieren auf etablierten Verfahren, die eine starke theoretische Grundlage und breite empirische Evidenz aufweisen. Darüber hinaus beinhaltet der DiCoDi Verfahren, welche erst seit Kurzem Bedeutung für eine frühzeitige Diagnose kognitiver Beeinträchtigungen erlangt haben wie der Subtest „Zeitgefühl“.
Die vielfältigen und detaillierten Auswertungen errechnen wir anhand einer komplexen Formel um logarithmische Trendkurven im Verhältnis zur aktuellen Leistungsfähigkeit des Nutzers aufzuzeigen. Dabei werden Reaktionszeit, Lärmbelastung, die Trefferquote, das Übungslevel, Anzahl der Übungen und die Schwerpunkte je Disziplin mathematisch korrekt berücksichtigt. Das Ergebnis nennen wir „KOJS“ (KOJ Otologic Journey Scoring). Wir gehen sogar soweit, dass wir mithilfe dieser komplexen Algorithmen sogar vorhersagen können, wie sich die Lernfortschritte im individuelle Training je Nutzer entwickeln werden.