Hörverlust begünstigt Tinnitus

Als Tinnitus wird das Hören von Geräuschen wie zum Beispiel Klingeln, Summen oder Pfeifen bezeichnet, ohne dass diese Geräusche real vorhanden sind. Die Lautstärke dieser Ohrengeräusche variiert von Person zu Person, aber die Mehrheit der Betroffenen empfindet sie als sehr unangenehm.

Eine grosse Anzahl von Studien deutet auf einen engen Zusammenhang zwischen Hörverlust und Tinnitus hin.1–3 In den Studien wird deutlich, dass die meisten Tinnitus-Patienten auch an Hörverlust leiden und Hörverlust zu Tinnitus führen kann.4,5 Man geht davon aus, dass Tinnitus entsteht, wenn normale Hörimpulse aus dem Innenohr ausbleiben, weil die äusseren Haarsinneszellen beschädigt sind. Diese Schädigung kann durch ein „Knalltrauma“, zum Beispiel durch einen Feuerwerkskörper, entstehen oder durch laute Musik und ist leider irreversibel. Werden aufgrund des geschädigten Innenohrs weniger Impulse zum Gehirn gesendet, entstehen spontane Signale, die als Klang interpretiert werden: die typischen Tinnitusgeräusche.6,7 Diese Hypothese konnte in einer kleinen Pilotstudie mit Normalhörenden belegt werden. In dieser Studie haben die Testpersonen 7 Tage lang einen Ohrstöpsel in einem Ohr getragen. Die meisten Personen konnten nach Ablauf des Experiments Phantomgeräusche wahrnehmen. 8 Nach der Entfernung des Ohrstöpsels sind die Phantomgeräusche nach wenigen Stunden verschwunden, weil die Teilnehmenden wieder Geräusche von aussen hören können.

Das ständige Ohrgeräusch kann emotional sehr belastend sein. Viele Betroffene können das unerklärliche Ohrgeräusch zwar erfolgreich verdrängen, es gibt aber auch Patienten, die negativ auf den Tinnitus reagieren, was wiederum das Ohrgeräusch verstärkt. Tinnitusbetroffene weisen häufig auch verschiedene weitere Beschwerden auf, wie z. B. Schallempfindlichkeit und Schlafstörungen.9–11 Schwere Formen von Tinnitus können die Lebensqualität beeinträchtigen und zu ernsthaften psychischen Erkrankungen führen.

Wir vom Koj-Institut, ein Team aus Experten in Psychologie, Akustik und Neurowissenschaften, bieten für Betroffene mit unserem Gehörtraining und Hörgeräten effektive Hilfe. Viele neuere Studien zeigen, dass die Behandlung von Hörverlust zur Besserung der Tinnitussymptome führt.12–14 So reduziert eine gut abgestimmte Hörgeräteversorgung die wahrgenommene Tinnitusintensität um bis zu 50%.

Wenn Sie also von Tinnitus betroffen sind, überprüft unser Koj-Team, ob zusätzlich auch ein Hörverlust vorliegt, denn dann profitieren Sie von der Verwendung von Hörgeräten. Hörgeräte verbessern Ihr Gehör und ein besseres Hören reduziert meist auch den erlebten Tinnitus. In der Regel können Sie davon ausgehen, dass Sie weniger vom Tinnitus belastet werden, je mehr andere Geräusche Sie hören. So können Sie Ihren Tinnitus bewältigen und Ihre Lebensqualität verbessert sich wieder.

 

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QUELLENANGABEN:

1.Schaette, R. & McAlpine, D. Tinnitus with a normal audiogram: physiological evidence for hidden hearing loss and computational model. J. Neurosci. Off. J. Soc. Neurosci. 31, 13452–13457 (2011).

2.König, O., Schaette, R., Kempter, R. & Gross, M. Course of hearing loss and occurrence of tinnitus. Hear. Res. 221, 59–64 (2006).

3.Paul, B. T., Bruce, I. & Roberts, L. Hidden hearing loss in tinnitus with normal hearing thresholds. Acoust. Soc. Am. J. 139, 2075–2075 (2016).

4.Mazurek, B., Olze, H., Haupt, H. & Szczepek, A. J. The more the worse: the grade of noise-induced hearing loss associates with the severity of tinnitus. Int. J. Environ. Res. Public. Health 7, 3071–3079 (2010).

5.Martines, F., Bentivegna, D., Martines, E., Sciacca, V. & Martinciglio, G. Assessing audiological, pathophysiological and psychological variables in tinnitus patients with or without hearing loss. Eur. Arch. Oto-Rhino-Laryngol. Off. J. Eur. Fed. Oto-Rhino-Laryngol. Soc. EUFOS Affil. Ger. Soc. Oto-Rhino-Laryngol. – Head Neck Surg. 267, 1685–1693 (2010).

6.Schaette, R. & Kempter, R. Computational models of neurophysiological correlates of tinnitus. Front. Syst. Neurosci. 6, 34 (2012).

7.Kaltenbach, J. A. Tinnitus: Models and mechanisms. Hear. Res. 276, 52–60 (2011).

8.Schaette, R., Turtle, C. & Munro, K. J. Reversible Induction of Phantom Auditory Sensations through Simulated Unilateral Hearing Loss. PLOS ONE 7, e35238 (2012).

9.Hébert, S., Fournier, P. & Noreña, A. The auditory sensitivity is increased in tinnitus ears. J. Neurosci. Off. J. Soc. Neurosci. 33,2356–2364 (2013).

10.Eysel-Gosepath, K. & Selivanova, O. [Characterization of sleep disturbance in patients with tinnitus]. Laryngorhinootologie. 84,323–327 (2005).

11.Wallhäusser-Franke, E., Schredl, M. & Delb, W. Tinnitus and insomnia: is hyperarousal the common denominator? Sleep Med. Rev. 17, 65–74 (2013).

12.Shekhawat, G. S., Searchfield, G. D. & Stinear, C. M. Role of hearing AIDS in tinnitus intervention: a scoping review. J. Am. Acad. Audiol. 24, 747–762 (2013).

13.Del Bo, L. & Ambrosetti, U. Hearing aids for the treatment of tinnitus. in Progress in Brain Research (eds. Langguth, B., Hajak, G., Kleinjung, T., Cacace, A. & Møller, A. R.) 166, 341–345 (Elsevier, 2007).

14.Hodgson, S.-A., Herdering, R., Shekhawat, G. S. & Searchfield, G. D. A crossover trial comparing wide dynamic range compression and frequency compression in hearing aids for tinnitus therapy. Disabil. Rehabil. Assist. Technol. 12, 97–103 (2017)