Rauchen erhöht das Risiko einer Schwerhörigkeit (Teil 2)

Umweltgifte für das Gehör

In unserer Reihe „Medikamente, Rauchen, Alkohol und Umweltgifte – so schütze ich mein Gehör“ erfahren Sie alles über Substanzen, die auf Ihr Ohr schädigend wirken und im schlimmsten Fall zur Schwerhörigkeit und sogar zum Hörverlust führen können. Der erste Teil informierte Sie darüber, bei welchen Medikamenten Sie besonders aufpassen müssen. Der zweite Teil nun beschäftigt sich mit der Gefahr, die vom Rauchen auf das Gehör ausgeht. 

 

Teil 2: Rauchen erhöht das Risiko einer Schwerhörigkeit

Jeder weiss: Rauchen ist schädlich. Doch Rauchen schädigt nicht nur unsere Lungen und unser Herz-Kreislauf-System, sondern auch unser Gehör. Eine japanische Studie zeigt, dass das Risiko, einen Hörverlust zu erleiden, bei Rauchern deutlich höher ist als bei Nichtrauchern, und zwar um das Anderthalbfache.

Nikotin, Teerstoffe, Kohlenmonoxide und viele weitere chemische Substanzen gelangen mit jedem Zug an einer Zigarette in unseren Körper undschädigen das Gefäss- und Nervensystem. Nikotin und Kohlenmonoxid verringern den Sauerstoffgehalt und verengen die Blutgefässe im ganzen Körper – auch im Innenohr. Gewebeschäden und ein dauerhafter Hörverlust sind die möglichen Folgen. Ausserdem können die Stoffe aus den Zigaretten die Neurotransmitter beeinträchtigen. Die Neurotransmitter senden die Informationen vom Hörnerv an das Gehirn. Störungen können dazu führen, dass Geräusche nicht richtig interpretiert werden.

Infolge des Tabakkonsums verengen sich zudem die kleinen Blutgefässe, die die Haarzellen im Ohr versorgen. Das Nikotin aus den Zigaretten bewirkt eine Funktionsstörung der sogenannten Ionenpumpen an den Hörsinneszellen. Diese Ionenpumpen sind kleine Öffnungen in den Zellwänden, durch die Ionen wie Kalium und Natrium transportiert werden. Für die einwandfreie Funktion von Hörsinneszellen ist ein stabiles Gleichgewicht der Ionen zwischen dem Inneren und dem Äusseren der Zelle unabdingbar. Ist das nicht mehr gewährleistet, kann es zu Hörverlust und Tinnitus kommen. 

Die Schadstoffe des Nikotins wirken nicht nur unmittelbar auf das Ohr, eine Schwerhörigkeit kann auch durch nikotinbedingte Herz-Kreislauf-Erkrankungen mitverursacht werden. Denn Raucher sind häufig von Herzkrankheiten betroffen. Eine wissenschaftliche Studie hat belegt, dass das Risiko, einen Hörverlust zu erleiden, bei Rauchern um 15 Prozent höher liegt als bei Nichtrauchern. 

Doch Raucher schaden nicht nur sich selbst, sondern auch anderen Menschen. Passivraucher, also Menschen, die dem Zigarettenrauch von anderen immer wieder ausgesetzt sind, erkranken häufiger an Schwerhörigkeit. 40- bis 50-Jährige und Kinder sind am stärksten betroffen. Passivraucher leiden oft auch an Mittelohrentzündungen, und zwar in jeder Altersstufe. Eine australische Studie hat gezeigt, dass Babys rauchender Mütter öfter eine Mittelohrentzündung bekommen als der Nachwuchs von Nichtraucherinnen.

Vieles spricht dafür, dass die Risikofaktoren für Hörverlust sich addieren. Wenn also das Rauchen mit anderen Risikofaktoren für Hörverlust, wie z. B. Lärmbelastung, gleichzeitig auftritt, ist das Risiko für die Entwicklung eines Hörverlustes grösser, als wenn nur ein Risikofaktor besteht. 

Doch es gibt es auch gute Neuigkeiten für alle, die schon länger rauchen. Das Risiko für Hörverlust wird wieder kleiner, wenn man mit dem Rauchen aufhört. Das haben japanische Forscher in einer Studie mit über 50.000 Teilnehmern herausgefunden. Sie haben die Raucher im Alter zwischen 20 und 64 Jahren bis zu acht Jahre begleitet. Regelmässig wurden Hörtests durchgeführt und die Teilnehmer machten Angaben zu ihrem Lebensstil und ihren Rauchgewohnheiten. Die Studienautoren berichten, dass das mit dem Rauchen verbundene übermässige Risiko für Hörverlust nach dem Rauchstopp relativ schnell wieder verschwindet.

 

In dieser Newsletter-Reihe bereits erschienen:

» Teil 1: Wie Medikamente zum Hörverlust führen

Die nächsten Newsletter behandeln: 

» Teil 3: Gift für nicht nur für unsere Leber: Schadstoffe und Alkohol schädigen auch Ihr Ohr
» Teil 4: Wie Sie Ihr Gehör schützen können

 

© KOJ hearing research center, Dr. Alexandra Kupferberg