Dieser Beitrag wurde zitiert von: Gehirnjogging für den Alltag (tonline.de), geschrieben von Sabine Meuter
Dass das Gedächtnis im Alter schlechter wird, ist normal. Trotzdem können Senioren einiges dafür tun, ihre grauen Zellen fit zu halten. Doch die Leistung des Gehirns lässt sich trainieren – und das ganz nebenbei im Alltag.
Ältere Menschen lieben es, in der Zeitung Kreuzworträtsel oder Sudokus zu lösen. Andere beschäftigen sich mit Rätselgeschichten, um auf spielerische Art im Kopf fit zu bleiben und ihre Gedächtnisleistung zu verbessern. Doch Denksportaufgaben und Gehirnjogging allein reichen nicht, um das Gedächtnis nachhaltig zu trainieren. Wer auch im Alter geistig fit sein will, muss mehr tun.
Für ein besseres Gedächnis: Übungen individuell gestalten
Zum effektiven Gehirntraining gehört vor allem, öfter mal festgefahrene Gewohnheiten zu durchbrechen und etwas Neues auszuprobieren. Aber es gibt auch gezielte Trainingsmöglichkeiten, um das Gedächtnis und Erinnerungsvermögen zu verbessern.
Wer im Internet die Suchbegriffe «Senioren», «Gedächtnistraining» und «Übungen» eingibt, findet Übungen, die kostenlos heruntergeladen werden können. Allerdings: «Man muss sich bewusst sein, dass ein bestimmtes Training nicht das gesamte Gedächtnis verbessert», sagt Beatrice G. Kuhlmann, Juniorprofessorin für Kognitive Psychologie an der Universität Mannheim. Je nachdem, wo es im Denkapparat hapert, müssen auch die Methoden und Übungen gestaltet werden.
Gut zu wissen: Früher war man der Meinung, dass das Gehirn mit dem Alter automatisch an Leistungsfähigkeit verliert und dadurch die Altersvergesslichkeit zunimmt. Dass dies nicht so ist, haben neue Erkenntnisse der Hirnforschung inzwischen bewiesen. Wie einen Muskel kann man auch das Gehirn trainieren und stärken. So kann es auch mit 70 oder 80 Jahren noch eine solide Leistung erbringen und neue Dinge lernen.
Namensgedächtnis mit Illustrierten stärken
Will man das Erinnern von Namen mit den dazugehörigen Gesichtern trainieren, kann man zum Beispiel eine Illustrierte mit den dort abgebildeten Personen-Fotos betrachten, die dazugehörigen Namen studieren – und später die Bildunterschriften abdecken und das Gelesene aus dem Gedächtnis abrufen. «Erfolgreiches Gedächtnistraining ist immer auch Konzentrations- und Aufmerksamkeitstraining», sagt Andrea Friese. Sie ist pädagogische Leiterin beim Bundesverband Gedächtnistraining (BVGT). Viele Probleme mit dem Gedächtnis und der Merkfähigkeit sind nach ihren Angaben Konzentrationsprobleme.
Vergesslichkeit kann viele Gründe haben und ein Sympton verschiedener Krankheiten sein.
Gezieltes Gedächtnistraining fürs Gehirn
Die Konzentrationsfähigkeit lässt sich durch eine gezielte Wahrnehmungsschulung steigern, sagen Gedächtnisforscher. Wer Anregungen für Übungen zu Hause sucht, kann auch Kurse für ganzheitliches Gedächtnistraining besuchen und die Methoden erlernen. «Sie sind inzwischen festes Angebot in Weiterbildungseinrichtungen wie etwa Volkshochschulen oder Familienbildungsstätten», sagt Friese.
Denkflexibilität kann nach ihren Worten auch zwischendurch durch Gedächtnisübungen im Alltag trainiert werden. Zum Beispiel kann man sich zu jedem Buchstaben des eigenen Vornamens einen Namen und eine Tätigkeit suchen. Etwa bei A: Anni arbeitet. Wer Probleme hat, sich Namen zu merken, kann den Namen einer Person mit ihren Merkmalen verbinden, wie Kuhlmann sagt: «Vielleicht hat Frau Bäcker rote Haare, dann kann man sich eine Bäckerin am Ofen in einer roten Schürze vorstellen, um sich das zu merken.»
Gegen Altersvergesslichkeit: Fleißiges Üben macht sich bezahlt
In der Hirnforschung ist laut Kuhlmann sehr gut belegt, dass ältere Erwachsene in vielen kognitiven Aufgaben, also Denkaufgaben, besser werden, wenn sie üben. «Verbesserungen in anderen kognitiven Aufgaben, sogenannte Transfereffekte, werden selten beobachtet», erklärt Kuhlmann.
Forscher sind sich einig, dass man kognitive Fähigkeiten nicht erweitern oder vergrößern kann. «Vielmehr scheint man lernen zu können, mit den spezifischen Anforderungen einer bestimmten Aufgabe besser umzugehen.» Deshalb verbessert Sudoku nur die Fähigkeit, diese Rätsel zu lösen. Dem Namensgedächtnis und der allgemeinen Merkfähigkeit helfen Spiele und Rätselgeschichten nicht.
Fazit: Alles, was intensiv trainiert wird, hinterlässt Spuren im Gehirn – es können sich neue Verbindungen zwischen den Nervenzellen bilden, und sogar ganze Hirnareale verändern werden. Das wurde in mehreren Studien an Menschen und Tieren gezeigt.