Forscher untersuchen, wie (und wo) das Gehirn Erinnerungen ablegt

Ein Bericht von aerstzeblatt.de.

Freiburg – Eine Freiburger Arbeitsgruppe um Monika Schönauer will in den kommenden sechs Jahren an der Frage forschen, wie und wo Erinnerungen und Lerninhalte im Gehirn gespeichert werden.

„Erfahrungen hinterlassen Spuren im Gehirn, sogenannte Gedächtnisengramme. Durch bildgebende Methoden ist es inzwischen möglich, das Engramm bei Menschen und Tie­ren zu orten und seine Entwicklung zu verfolgen“, erläuterte die Wissenschaftlerin. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert die Arbeit mit mehr als 1,3 Millionen Euro. Damit neu gebildete Erinnerungen oder Lerninhalte erhalten bleiben, müssen sie sich im Langzeitgedächtnis verfestigen und dauerhaft gespeichert werden. Dazu müssen die Ge­dächtnisinhalte sich im Neokortex verfestigen und unabhängig vom Hippokampus wer­den.

„Wir gehen davon aus, dass eine sich wiederholende Aktivierung neuronaler Netzwerke im Neokortex eine entscheidende Rolle dabei spielt, beispielweise durch wiederholtes Lernen im Wachzustand oder durch Reaktivierung im Schlaf“, so Schönauer. Die bislang gängige Meinung sei, der Neokortex würde nur langsam lernen. Dagegen zeig­ten neuere Studien, dass Gedächtnisspuren nicht nur im Hippokampus, sondern auch im Neokortex schon frühzeitig gebildet werden könnten.

Zusammen mit ihrem Team will Schönauer unter anderem feststellen, wann sich Ge­dächt­nisspuren im Neokortex bilden und ob diese zeitlich versetzt zu denen im Hippo­kampus entstehen. Darüber hinaus wollen die Wissenschaftler prüfen, ob solche frühzeitig gebildeten Gedächtnisspuren im Neokortex inhaltlich Aufschluss über zuvor Gelerntes geben können.

Sie wollen dabei auf drei Bedingungen fokussieren, die nach derzeitiger Erkenntnis ein rasches Abspeichern von Erinnerungen oder Lerninhalten begünstigen: Gedächtnisabruf, Lernen mit zeitlichen Abständen und Schlaf. © hil/aerzteblatt.de