Ein Artikel von Deutsches Ärzteblatt.
Philadelphia – Jedes fünfte Kind, das nach der Korrektur eines angeborenen Herzfehlers untersucht wurde, wies in einer Kohortenstudie im Journal of Pediatrics (2018; 192: 144–151.e1) Hörstörungen auf. Die genauen Ursachen sind unklar.
Hörstörungen bei Kindern sind in der Regel selten oder – wenn sie im Zusammenhang mit einer Mittelohrentzündung auftreten – meist vorübergehend. Es ist deshalb bemerkenswert, dass 55 von 348 Kindern (21,6 %), bei denen im Säuglingsalter am Children’s Hospital of Philadelphia die Korrektur eines Herzfehlers vorgenommen wurde, bei einer Nachuntersuchung im Alter von 4 Jahren eine Hörstörung aufwiesen. Die Prävalenz war etwa 20-fach höher, als normalerweise in diesem Alter zu erwarten gewesen wäre.
Wie Nancy Burnham und Mitarbeiter von Children’s Hospital of Philadelphia berichten, lag bei den meisten Kindern (12,4 %) zwar eine Schallleitungsschwerhörigkeit vor, die Folge einer Infektion sein könnte. Doch bei immerhin 6,9 % der Kinder wurde eine Schallempfindungsschwerhörigkeit diagnostiziert, die ihre Ursache meist im Innenohr hat. Bei weiteren 2,3 % wurde die Hörstörung nicht näher bestimmt.
Warum so viele Kinder Hörstörungen haben, konnte Burnham nicht genau klären. Als mögliche Risikofaktoren ermittelte sie ein Gestationsalter von weniger als 37 Wochen, eine genetische Anomalie, die gleichzeitig zum Herzfehler und zu Hörstörungen führt, sowie eine längere postoperative Liegezeit im Krankenhaus. Die Lärmexposition auf der Intensivstation oder auch der Einsatz von Medikamenten könnte zur Hörstörung beigetragen haben, schreibt die akademisch weitergebildete Pflegekraft („Nurse practitioner“), die aufgrund der Ergebnisse zu audiologischen Untersuchungen bei allen Kindern rät.
Hörstörungen bei Kindern sind nämlich ein häufiger Grund für Störungen der vorschulischen und später schulischen Entwicklung. Tests ergaben, dass die Kinder mit Sprachstörungen Defizite in den Sprachfertigkeiten, der Kognition (IQ-Test), den exekutiven Funktionen und bei der Aufmerksamkeit aufwiesen. © rme/aerzteblatt.de