Sofort-Feedback-Ver­fahren unterstützt Schlaganfall­patienten bei Sprachübungen

Sprachübungen – neue Forschung und Veröffentlichungen.

Freiburg – Ein EEG basiertes Sofort-Feedback-Verfahren kann Schlaganfallpatienten dabei unterstützen, die Sprache wiederzuerlernen. Darauf hat die Deutschen Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung (DGKN) hingewiesen.

„Eine komplexe Leistung wie die Sprache besteht aus vielen Einzelfunktionen wie Wort­erkennung oder Lippenbewegung, die in verschiedenen Teilen des Gehirns angesiedelt sind“, erläutert Cornelius Weiller, Direktor der Neurologischen und Neurophysiologischen Universitätsklinik Freiburg. Diese Regelkreise würden durch ein Netzwerk koordiniert – und bei einem Schlaganfall entsprechend beeinträchtigt. Ein vielversprechender neuer Therapieansatz zur Wiedererlangung des Sprachvermögens nutze die Neuroplastizität, also die Fähigkeit des Gehirns, seine Strukturen ein Leben lang ändern zu können.

„Die Hirnforschung hat gezeigt, dass im Falle einer Schädigung eines Teiles des Gehirns andere Teile die Funktion für das geschädigte Gebiet überneh­men können. Und diesen Prozess der Übernahme können wir durch gezielte Modulation zunehmend beeinflussen“, sagte der Kongresspräsident der 63. Wissenschaftlichen Jahrestagung der DGKN Ende März in Freiburg.

Bei dem Sofort-Feedback-Verfahren muss der Patient ein Wort am Ende eines Satzes er­kennen und bekommt sofort eine Rückmeldung über seine dafür eingesetzte Gehirnakti­vität. Er ist dafür mit einem EEG-System verbunden, welches die Hirnaktivität an ein Brain-Computer-Interface weitergibt, der das EEG-Signal verarbeitet.

„Konkret werden von dem BCI-System typische Gehirnaktivitäten gemessen, die beim Verarbeiten von Zielwörtern und Nicht-Zielwörtern anders als bei Gesunden ausfallen“, so Weiller. Das System gebe dem Patienten ein Feedback, ob er die Aufgabe gut gelöst habe, also ob er beim richtigen Wort eine dem Zielwort entsprechende Hirnaktivität verwendet habe.

Die Untersuchungen dazu haben Mariachristina Musso und Michael Tangermann von der Universität Freiburg durchgeführt. „Wir kommen weg von einer Rehabilitation, die für alle Patienten identisch ist, hin zu einer nach Möglichkeit maßgeschneiderten persönlichen Therapie“, erläuterte Weiller. © hil/aerzteblatt.de