Ein tierischer Beitrag von Bild der Wissenschaft.
„Bring mir die Leine!“ Damit ein Hund den Begriff mit dem Gegenstand verbinden kann, ist ein gewisses Training nötig. Das Minimum haben dabei Forscher nun ausgelotet. Besonders clevere Vierbeiner können sich neue Wörter demnach zumindest kurzfristig merken, nachdem sie diese nur viermal gehört haben. Offen bleibt nun allerdings, inwieweit die Fähigkeit von Hunden zum Schnell-Lernen mit der Veranlagung oder eher mit einer Routine beim Wörter-Merken verbunden ist.
Der beste Freund des Menschen kann uns immer wieder mit seinem scharfen Verstand erstaunen. Neben ihren vielen Talenten besitzen Hunde bekanntlich auch die Fähigkeit, gesprochene Wörter mit bestimmten Verhaltensweisen oder Gegenständen zu verknüpfen: Sie lernen zu verstehen, was wir von ihnen erwarten, wenn wir „Sitz!“, „Platz!“, oder aber „hol mir die Pantoffeln!“ sagen. Besonders berühmt wurde in diesem Zusammenhang der Bordercollie „Rico“, der sein Talent zur Verbindung von Wörtern mit Objekten unter anderem in der Fernsehsendung „Wetten dass?“ unter Beweis gestellt hat: Er hatte die Bezeichnungen von über 200 Spielzeugen gelernt. Auch Wissenschaftlern gab Rico anschließend Einblicke in diese Fähigkeiten.
Hunde mit Wortschatz im Visier
Dem Vokabel-Lernen bei Hunden haben nun erneut Forscher um Claudia Fugazza von der Eötvös Loránd Universität in Budapest eine Studie gewidmet. In ihrem Fokus stand dabei die Frage, wie schnell und unter welchen Bedingungen die Tiere Begriffe mit Gegenständen verknüpfen können. Bisher ging man davon aus, dass sich die Vierbeiner erst durch ein vergleichsweise ausgiebiges Training Wörter einprägen. Die Fähigkeit zu einer sehr schnellen Verknüpfung gilt hingegen als eine typische Begabung des Menschen im Zusammenhang mit seinen komplexen Sprachfähigkeiten. Als Versuchstiere dienten Fugazza und ihren Kollegen zwei Hunde, die ihnen im Rahmen des Hundeforschungs-Projekts „Family Dog“ aufgefallen waren: Bordercollie „Whisky“ und die Yorkshire Terrier-Dame „Vicky Nina“ hatten allein durch den spielerischen Umgang mit ihren Besitzern bereits die Bedeutung einiger Wörter gelernt.
„Wir wollten wissen, unter welchen Bedingungen diese begabten Hunde neue Wörter lernen können. Um dies zu testen, setzten wir Whisky und Vicky Nina den neuen Wörtern unter zwei verschiedenen Bedingungen aus“, erklärt Fugazza. In dem einen Fall wurden sie den Tieren in einem spielerischen Kontext im Zusammenhang mit einem neuen Objekt präsentiert. Im anderen sollten sie den Begriff in einem Ausschlussverfahren erlernen. Dabei wurde der Hund mit einem Setup konfrontiert, bei dem sieben namentlich bekannte Hundespielzeuge zusammen mit einem neuen vorhanden waren. Aus früheren Studien ist bereits bekannt, dass Hunde einen neuen Namen mit einem ihnen unbekannten Objekt verknüpfen können.
Schnell gelernt – aber auch fix vergessen
In den Tests, bei denen die Hunde mit ihren Besitzern spielten, während diese die neuen Namen des unbekannten Spielzeugs aussprachen, zeigte sich: Die Tiere prägten sich die Begriffe ein, nachdem sie diese nur viermal gehört hatten. Wenn sie die Namen auf diese Weise gelernt hatten, konnten Whisky und Vicky Nina anschließend die Spielzeuge aus anderen bekannten und unbekannten Objekten auswählen. „Solch schnelles Lernen scheint der Art und Weise ähnlich zu sein, wie menschliche Kinder ihren Wortschatz im Alter von etwa zwei bis drei Jahren erwerben“, sagt Co-Autor Adam Miklósi. Allerdings gibt es im Fall der Hunde eine Einschränkung, zeigten die Experimente: Schnell Gelerntes vergessen Hunde offenbar auch recht schnell wieder. Nach mindestens einer Stunde hatten Whisky und Vicky Nina die Begriffe vergessen. Für eine langfristige Einprägung ist somit offenbar doch mehr Training nötig.
Bei dem zweiten Versuchsansatz konnten die Forscher die Fähigkeit zum Ausschlussverfahren bei den Hunden erneut bestätigen, doch dabei gelang den Vierbeinern das Erlernen der Begriffe nicht. Bei dieser Aufgabe wählten sie zwar das einzige Spielzeug aus, das noch keinen Namen hatte, wenn ihr Besitzer einen neuen Begriff nannte. Doch sie scheiterten, als sie anschließend auf ihre Fähigkeit getestet wurden, das Spielzeug anhand des gehörten Namens zu erkennen und von einem unbekannten Objekt zu unterscheiden. Ein schnelles Lernen auf der Grundlage des Ausschlussverfahrens konnten die Forscher somit nicht nachweisen. Demnach ist der soziale Umgang ein wichtiger Faktor bei der Fähigkeit.
Doch wie die Forscher hervorheben, ist das extreme Schnell-Lernen offenbar kein allgemeines Talent bei Hunde, wie weitere Tests mit zwanzig zufällig ausgewählten Hunden zeigten. Sie konnten nicht wie Whisky und Vicky Nina durch nur viermaliges Hören eines Begriffs eine Verbindung mit einem Gegenstand herstellen. Den Forschern zufolge gibt es dafür zwei Erklärungsmöglichkeiten: Entweder beruht das besondere Talent auf einer speziellen Veranlagung bei einzelnen Hunden oder sie entwickeln es durch intensive Erfahrungen mit dem Lernen von Objektnamen. Was zutrifft, könnte nun Gegenstand weiterer Untersuchungen werden, sagen die Forscher.
Quelle: Eötvös Loránd Universität, Fachartikel: Scientific Reports, doi: 10.1038/s41598-021-81699-2