Hörgerät wirksamer Schutz vor Demenz

Pharmazeutische Zeitung

Wenn ältere Menschen schlecht hören und deshalb immer weniger von ihrer Umwelt mitbekommen, steigt ihr Demenzrisiko. Eine Hörhilfe verhindert das, wie jetzt eine große Studie mit Daten aus Großbritannien bestätigt.
Altersbedingte Schwerhörigkeit führt dazu, dass Betroffene weniger äußere Stimuli wahrnehmen als Senioren mit guter Hörfähigkeit. Daher überrascht es nicht, dass ein Hörverlust im Alter in Untersuchungen mit einem erhöhten Demenzrisiko in Zusammenhang gebracht wurde. Wie stark sich dieser Risikofaktor auswirkt und ob ein Hörgerät vor Schwerhörigkeitsassoziierter Demenz schützt, hat nun ein Team um Dr. Fan Jiang von der Shandong University in Jinan, China, anhand von Daten aus Großbritannien untersucht. Das Ergebnis ist im Fachjournal »The Lancet Public Health« erschienen.

Die Gruppe wertete die Daten von 437.704 Personen aus, die in der UK Biobank registriert waren. Angaben zu Schwerhörigkeit und dem Gebrauch von Hörhilfen wurden bei Studienbeginn per Selbstauskunft eingeholt, Demenzdiagnosen aus Krankenhausakten und Todesregistern extrahiert. Die Teilnehmer waren zu Studienbeginn im Schnitt 56 Jahre alt und wurden durchschnittlich zwölf Jahre lang nachbeobachtet. Höreinschränkungen lagen bei rund einem Viertel der Teilnehmer vor und von diesen schwerhörigen Probanden nutzten 11,7 Prozent (13.092 von 111.822) ein Hörgerät.

 

Klarer Zusammenhang zwischen Schwerhörigkeit und Demenz

Die Auswertung zeigte einen klaren Zusammenhang zwischen Schwerhörigkeit und Demenz: Teilnehmer, deren Höreinschränkung nicht durch ein Hörgerät korrigiert war, hatten ein 42 Prozent höheres Demenzrisiko als Probanden, die nicht schwerhörig waren oder die schwerhörig waren und ein Hörgerät benutzten. Das absolute Risiko, eine Demenz zu entwickeln, betrug in der Gruppe der Schwerhörigen ohne Hörhilfe 1,7 Prozent. Unter denjenigen, die gut hörten (entweder von Natur aus oder dank Hörgerät), lag das absolute Demenzrisiko dagegen bei 1,2 Prozent.

Da Altersschwerhörigkeit oft auch mit sozialer Isolation, Einsamkeit und depressiven Symptomen einhergeht, bezogen die Autoren diese Faktoren in ihre Berechnung mit ein. Sie kommen zu dem Schluss, dass weniger als 8 Prozent des beobachteten Effekts von Hörgeräten auf die Vermeidung solcher psychosozialen Probleme zurückzuführen ist. Der durch eine Hörhilfe vermittelte Schutz vor einer Demenzerkrankung sei also überwiegend eine direkte Folge des besseren Hörens und nur nachgeordnet ein indirekter Effekt, lautet ihre Schlussfolgerung.

 

Hörgeräte frühzeitig einsetzen

»Es gibt eine wachsende Evidenz dafür, dass ein Hörverlust im mittleren Alter unter den modifizierbaren Risikofaktoren für Demenz derjenige ist, der sich am besten beeinflussen lässt«, kommentiert Seniorautor Professor Dr. Dongshan Zhu in einer begleitenden Pressemitteilung. Die Studie habe gezeigt, dass Hörhilfen eine kosteneffektive Möglichkeit darstellen, um dieses Risiko zu senken. Viel zu oft tragen jedoch ältere Menschen kein Hörgerät, obwohl sie es eigentlich bräuchten.

»Ein Nachlassen der Hörfähigkeit setzt oft schon mit Anfang 40 ein und der fortschreitende kognitive Abbau, der einer Demenzdiagnose vorausgeht, kann 20 bis 25 Jahre dauern. Unsere Ergebnisse zeigen, wie wichtig es ist, dass Menschen mit beginnender Schwerhörigkeit frühzeitig mit einem Hörgerät versorgt werden«, betont Zhu. In den USA gebe es bereits Hörgeräte als OTC, was die Verfügbarkeit dieser wichtigen Hilfsmittel steigere, ergänzen Professor Dr. Gill Livingston und Dr. Sergi Costafreda vom University College London in einem begleitenden Kommentar.

 

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