Früher Hörverlust könnte Demenz begünstigen

Ein Artikel von Deutsches Ärzteblatt.

Colombus – Junge Erwachsene mit leichtem Hörverlust zeigen Veränderungen in der Hirnaktivität, die normalerweise nur im Alter auftreten. Das berichten Forscher der Ohio State University in Columbus in der Fachzeitschrift eNeuro(2018; doi: 10.1523/ENEURO.0263-17.2018). „Frühere Untersuchungen zeigten, dass Menschen mit leichtem Hörverlust doppelt so häufig an Demenz leiden. Und diejenigen mit mittlerem bis starkem Hörverlust haben das 3- bis 5-fache Risiko“, sagte der leitende Forscher Yune Lee. Ihre Forschung mit jungen Menschen zeige, dass dieser Vorgang bereits sehr früh beginnen könne.

Ursprünglich wollten Lee und seine Kollegen ein anderes Projekt realisieren. Sie rekrutierten 35 Teilnehmer im Alter zwischen 18 und 41 Jahren, die sich einer funktionellen MRT-Untersuchung unterziehen sollten, während sie Sätze unterschiedlicher Komplexität hörten. Die Forscher wollten die Gehirnaktivität überwachen und untersuchen, wie sich die fMRTs unterschieden, wenn ein Zuhörer Nachrichten mit einer einfachen Struktur gegenüber komplizierteren Sätzen verarbeiten musste.

Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass die Verarbeitung von akustischen Reizen eine der am anspruchsvollsten Aufgaben des Gehirns ist.

Doch ihre Studie nahm eine andere Wendung, als sie etwas Überraschendes über einige ihrer jungen erwachsenen Teilnehmer feststellten. Einige der Freiwilligen hatten zu Beginn der Studie subtile Hörschäden, aber Lee und seine Mitarbeiter beachteten diese zunächst nur am Rande, da die Defizite nicht offensichtlich genug waren, um zu rechtfertigen, diese Teilnehmer aus der Studie auszuschließen.

Doch nach der Durchführung der fMRT-Scans stellten sie fest, dass die Teilnehmer mit subtilen Hörproblemen die Botschaften, die sie hörten, anders verarbeiteten als ihre Kollegen. Und nicht nur das – auch ihre Gehirnaktivität war in diesem Zusammenhang ähnlich wie die der alternden Zuhörer: Gesunde junge Erwachsene ohne Hörprobleme nutzten nur die linke Gehirnhälfte, um gehörte Informationen zu verarbeiten. Aber die Teilnehmer mit leichten Hörschäden zeigten Aktivität in der linken als auch in der rechten Gehirnhälfte. Bei letzterem wurde der rechte frontale Kortex aktiv – was laut der Arbeitsgruppe normalerweise nur bei älteren Menschen der Fall ist.

„Ihr Gehirn weiß bereits, dass die Wahrnehmung von Klang nicht mehr das ist, was sie einmal war, und die rechte Seite beginnt, die linke zu kompensieren“, erläuterte Lee. In dieser Studie erlebten junge Menschen mit leichtem Hörverlust dieses Phänomen bereits. Aus diesen Gründen rät Lee jungen Erwachsenen, sich sorgfältig um ihr Gehör zu kümmern. © hil/aerzteblatt.de

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