Umorganisation des Gehirns bei Gehörverlust könnte Demenz Vorschub leisten

Ein Beitrag von Deutsches Ärzteblatt.

Bochum – Wird im Alter das Gehör schlechter, reagiert das Gehirn darauf mit einem Umbau, der das Gedächtnis beeinträchtigen kann. Das berichten Neurowissenschaft der Ruhr-Universität Bochum (RUB) in der Zeitschrift Cerebral Cortex (DOI 10.1093/cercor/bhaa061).

Einer Hörminderung und einem damit verbundenem kognitivem Abbau kann erfolgreich entgegengewirkt werden.

Die Forscher untersuchten für die Studie eine spezielle Gruppe von Mäusen, die zwar mit einem intakten Hörvermögen geboren werden, jedoch durch einen angeborenen Gendefekt einen allmählichen Hörverlust erleiden, der dem der Altersschwerhörigkeit beim Menschen ähnelt. Sie analysierten die Dichte der für die Gedächtnisbildung relevanten Botenstoff­rezeptoren im Gehirn der Tiere und verglichen die Ergebnisse mit den Gehirnen von gesunden Mäusen. Sie erforschten außerdem, inwieweit die Informationsspeicherung im wichtigsten Gedächtnisorgan des Gehirns, dem Hippocampus, beeinflusst wird.

„Wir beobachteten, dass 2 bis 4 Monate postnatal eine Zunahme der kortikalen und hippokampalen Expression von sogenannten GluN2A- und GluN2B-Untereinheiten des N-Methyl-D-Aspartat-Rezeptors im Vergleich zu Kontrollmäusen ohne sensorische Defizite auftrat“, berichten die Forscher. Darüber hinaus war die Expression von GABA und des metabotropen Glutamat-Rezeptors signifikant verändert. Die synaptische Plastizität des Hippocampus war stark beeinträchtigt, und die Mäuse wiesen signifikante Defizite im räumlichen Gedächtnis auf.

Diese Daten zeigten, dass während der Anpassung des Gehirns an den zunehmenden Hörverlust die Expression plastizitätsbedingter Neurotransmitter im Kortex und Hippocampus stark verändert ist. Es sei deutlich, dass ein zunehmender sensorischer Verlust die Funktion des Hippocampus deutlich beeinträchtige, so die Forscher.

„Unsere Ergebnisse bieten neue Einblicke in die mutmaßliche Ursache für den Zusammenhang zwischen kognitivem Verfall und altersbedingtem Hörverlust bei Menschen“, erläutert Denise Manahan-Vaughan aus der Abteilung für Neurophysiologie der RUB. © hil/aerzteblatt.de

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