Besser hören, besser denken: Hörgeräte schützen vor Demenz

Wer schlecht hört, dessen Gehirn muss mehr arbeiten und vernachlässigt deswegen vermutlich andere Bereiche.

 

Ein klarer Zusammenhang zwischen besserem Hören und gesteigerter kognitiver Leistung: Hörgeräte können vor Demenz schützen. Anlässlich des Welt-Alzheimer-Tags ist festzuhalten, dass trotz der anhaltenden Abwesenheit einer Heilung eine effektive Maßnahme zur Verfügung steht – nämlich die Verwendung eines Hörgeräts. Dies gilt insbesondere für Personen mit einem erhöhten Demenzrisiko.

Die enge Verbindung zwischen Hören und Denken wurde von einem Forscherteam unter der Leitung von Frank Lin von der Johns Hopkins University in Baltimore deutlich gemacht. Über einen Zeitraum von drei Jahren hinweg verfolgten sie die kognitive Entwicklung von fast 1000 älteren Erwachsenen im Alter von 70 bis 84 Jahren, die unter leichtem bis mittelgradigem Hörverlust litten. Die Hälfte von ihnen erhielt Hörgeräte und professionelle Beratung von einem Audiologen, während die andere Gruppe unbehandelt blieb. Es ist erwähnenswert, dass fast ein Viertel der Teilnehmer bereits klassische Risikofaktoren für Demenz aufwiesen, darunter Bluthochdruck, Diabetes, geringe Bildung und begrenzte soziale Kontakte.»

Nach einem Zeitraum von drei Jahren beobachtete die Studie, dass alle Senioren eine gewisse Verschlechterung ihrer kognitiven Fähigkeiten erlebten, wobei diejenigen mit einem höheren Demenzrisiko die erwartet stärksten Rückgänge zeigten. Interessanterweise zeigten Hörgeräte in dieser Risikogruppe jedoch einen besonders signifikanten Schutzeffekt: Sie verlangsamten den kognitiven Abbau um nahezu die Hälfte. Studienleiter Lin äußerte seine Begeisterung über diese Ergebnisse und betonte, wie bedeutend dieser Rückgang war.

Die Tatsache, dass schlechtes Hören schlimmer ist als schlechtes Sehen, bestätigt die Ergebnisse früherer Studien, die in den letzten Jahren gezeigt haben, dass Schwerhörigkeit ein Risikofaktor für die Entwicklung von Demenz ist. Dieses Thema beschäftigt Neurologen und HNO-Ärzte schon seit einiger Zeit», erklärt Michael Deeg vom Berufsverband der Deutschen Hals-Nasen-Ohren-Ärzte. «Denn wenn das Hörvermögen beeinträchtigt ist, wird einer der zentralen Wege der Kommunikation abgeschnitten. Dies erhöht das Risiko für die Entwicklung kognitiver Defizite. Die Universität Leipzig führte eine Studie durch, die ergab, dass Hörverluste ein stärkeres Demenzrisiko darstellen als altersbedingte Sehbeeinträchtigungen. Die Studienautoren vermuten nicht nur kommunikative Defizite als Ursache, sondern auch, dass die Betroffenen aufgrund ihrer Konzentration auf das Hören andere Hirnfunktionen vernachlässigen. Besonders die Hirnrinde und der Hippocampus, die die Schaltstelle zwischen Kurzzeit- und Langzeitgedächtnis darstellen, scheinen davon betroffen zu sein.

Die Studie der Universität Leipzig unterstreicht die Bedeutung der frühzeitigen Hörgeräteversorgung und der Prophylaxe. Selbst bei gesunden und sozial aktiven Personen ohne Demenzrisiko, abgesehen von ihrer Schwerhörigkeit, wurde zwar kein spezifischer Schutzeffekt beobachtet. Dennoch sollte dies kein Grund sein, die Behandlung der Schwerhörigkeit zu vernachlässigen. Tatsächlich berichteten auch diese gesunden Teilnehmer, dass die Verwendung von Hörgeräten ihre Kommunikation verbesserte und ihre soziale Teilhabe steigerte. Dies verdeutlicht, dass es nie zu früh ist, eine Hörgeräteversorgung in Betracht zu ziehen, um die Lebensqualität zu erhalten und zu fördern.