Schwerhörigkeit ist eine ernsthafte Erkrankung, die in den meisten Fällen nicht geheilt werden kann. Dennoch sollte man sie unbedingt behandeln, denn die Folgen können weitreichend sein. Informationen rund um den menschlichen Körper und die Gesundheit – erklärt von Prof. Dr. Curt Diehm.Schwerhörigkeit kann durch verschiedene Faktoren entstehen. Zu den häufigsten zählen Lärm und das Alter. Beiden können wir uns nicht entziehen, denn unsere Umwelt und damit unser Alltag ist heute oftmals von Lärm geprägt. Laute Musik, laute Motoren und die zunehmende Nutzung von oftmals zu laut eingestellten Kopfhörern erhöhen das Risiko zusätzlich.
Immer mehr Schwerhörige
Da es verschiedene Grade der Hörbeeinträchtigung gibt, kursieren auch unterschiedlichste Angaben über die Anzahl der Betroffenen. Grundsätzlich geht man aber davon aus, dass in Deutschland jeder Fünfte unter einer Hörbeeinträchtigung leidet. Eine neuere Studie des Instituts für Hörtechnik und Audiologie der Jade Hochschule in Oldenburg spricht in diesem Zusammenhang davon, dass rund 16 Prozent der Erwachsenen in Deutschland schwerhörig sind.
Mit zunehmendem Alter steigt die Prozentzahl rapide an. Laut Deutschem Schwerhörigenbund sind bereits rund 25 Prozent aller 50-69jährigen, 37 Prozent aller 60-69-jährigen und mehr als 50 Prozent aller über 70jährigen schwerhörig.
Erschreckend: seit Jahren steigen diese Zahlen kontinuierlich, denn durch unsere laute Umwelt wird Schwerhörigkeit mehr und mehr zum Massenphänomen.
Heilung ausgeschlossen
Von einigen Ausnahmen abgesehen, bei denen beispielsweise eine Fehlbildung des Ohres vorliegt oder Medikamente ursächlich sind, kann eine Schwerhörigkeit nicht geheilt werden. Sie ist irreparabel. Das menschliche Ohr ist ein komplexes Sinnesorgan und sehr empfindlich. Sind die Sinneszellen im Innenohr – wie im Falle einer Lärm- oder Altersschwerhörigkeit üblich – einmal zerstört, gibt es keinen Weg, sie wiederherzustellen.
Das Schlimme daran: Die Schwerhörigkeit entwickelt sich langsam und wird von den Betroffenen zumeist viel zu spät wahrgenommen. Denn inzwischen weiß man, dass unser Gehirn eine verminderte Hörleistung zwar zum Teil kompensieren kann, dass aber auf der anderen Seite die Schwerhörigkeit auch direkte negative Auswirkung auf das Gehirn hat.
Hörverlust kann zu Demenz führen
Erst jüngst hat eine australische Studie erneut bestätigt, was andere Untersuchungen bereits gezeigt hatten: Schwerhörigkeit erhöht signifikant das Risiko, an Demenz zu erkranken. An der Studie, die Anfang dieses Jahres in der Fachzeitschrift Journal Maturitas veröffentlicht wurde, hatten knapp 38.000 ältere Australier im Großraum Perth teilgenommen. Sie wurden über einen Zeitraum von 25 Jahren beobachtet. Ein erschreckendes Resultat: Bei den teilnehmenden Männern mit Hörverlust konnte ein um 69 Prozent höheres Risiko nachgewiesen werden, an Demenz zu erkranken.
Anhand einer Metaanalyse von 14 früheren Studien aus aller Welt belegten die Forscher das Resultat. Die Analyse ergab, dass Menschen mit beeinträchtigtem Hörvermögen mindestens doppelt so häufig an Demenz erkranken.
Die einzige Therapie heißt: Hörgeräte
Sollten Sie bei sich oder bei einem Ihrer Angehörigen eine beginnende Schwerhörigkeit feststellen, sollten Sie also unbedingt einen Hörtest durchführen lassen. Nur aus falscher Scham weigern sich viele Betroffene, Hörgeräte zu tragen. Dabei gibt es heute zahllose Beispiele von prominenten Schwerhörigen, die ganz selbstverständlich damit umgehen. Angefangen vom ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton, über Schauspieler wie Robert Redford, Jodie Foster oder Mario Adorf bis hin zu zahlreichen Musikern wie Phil Collins, Sting, Eric Clapton oder Cher. Als Hörgeräte-Träger müssen Sie sich also nicht schämen, sondern reihen sich ganz selbstverständlich ein in eine ganze Reihe prominenter Mitbetroffener.